Lebenslauf und Bewerbungsunterlagen an den Traumjob versendet. Einladung zum Bewerbungsgespräch erhalten. Alle Informationen zur Position und dem Unternehmen sorgfältigst studiert und sinnvolle Fragen für das bevorstehende Interview überlegt. Jetzt bleibt nur noch die Frage nach dem Gehalt. So manchem treibt die Vorstellung an das Gehalts-Gefeilsche während des Bewerbungsgespräch Schweißperlen auf die Stirn. Dass das nicht sein muss und wie du souverän und überzeugend deinen Wert auch beim derzeitigen Arbeitgeber argumentierst, erklären wir mit einigen hilfreichen Insider-Informationen aus der Praxis.
Was muss ich in der Vorbereitung für ein Gehaltsverhandlungsgespräch grundsätzlich beachten?
Je nachdem um welche Art der Gehaltsverhandlung es sich handelt, kannst du einige Dinge beachten, um dem Gespräch einen positiven Impact zu verleihen.
Wir unterscheiden grundsätzlich zwischen Gehaltsverhandlungen bei einem konkreten (neuen) Jobangebot oder im Rahmen eines laufenden Karriereweges. Unternehmen handeln dieses Thema oft im Rahmen eines jährlichen Mitarbeitergesprächs ab. Hierauf solltest du dich dann entsprechend vorbereiten.
Wie bereite ich mich für das Gehaltsthema im Rahmen eines Jobinterviews vor?
Bewirbst du dich auf eine aktuell ausgeschriebene Stelle, kennst du ja bereits die ausgeschriebene Gehaltsvorstellung des Unternehmens. Zumindest die kollektivvertragliche Einstufung nach dem Mindestgehalt und auch oft die Range der Überzahlung je nach Qualifikation. Dies sollte in der Regel dem üblichen Gehaltsgefüge der Branche bzw. der Position auch entsprechen.
Wir raten dir jedoch stark, dich auch selbst im Vorfeld schlau zu machen, wie die konkrete Position marktüblich dotiert ist. Einige Plattformen liefern hier gute Dienste wie etwa glassdoor.at, karriere.at, lohnanalyse.at, etc. Diese geben oft auch eine Bandbreite bzw. Gehaltsspanne an, je nach Berufserfahrung und Ausbildung. Oft weisen sie auch Unterschiede zwischen Bundesländern oder ähnlichem auf.
Den eigenen Wert kennen und den Wert des Jobs für einen selbst
Ist dir der marktübliche Wert der gewünschten Position bekannt, geht es daran dich selbst zu reflektieren und alle anderen Umstände, die mit dem neuen Job zusammenhängen. Das können beispielsweise weitere Benefits und Goodies des Unternehmens sein, die Art und Größe des Unternehmens, aber vor allem auch deine Erfahrungen, Ausbildungen und Referenzen.
Stell dir daher zum einen die Frage, was bringe ich tatsächlich selbst mit – abgeschlossene Ausbildungen, praktische Erfahrungen, Referenzprojekte, Auszeichnungen etc. Und welche persönlichen Merkmale wie etwa eine gute Vernetzung in der Branche, ein spezifisches Fachwissen, das ideal zum Jobangebot und Unternehmen passt.
Natürlich solltest du in diesem Zug auch die Frage beantworten können – warum bewerbe ich mich genau auf diesen Job? Geht es hier um einen geplanten Karriereschritt, den du anstrebst (in den du aber vielleicht auch erst hineinwachsen musst). Möchtest du erste praktische Berufserfahrungen sammeln oder bewirbst du dich auf eine ähnliche Position, die du bereits innehast, weil sich in deinem aktuellen Job entscheidende Rahmenbedingungen geändert haben.
Hier raten wir dir einfach mal den eigenen Gehaltszettel zur Hand zu nehmen und deine aktuelle Einstufung zu überprüfen. Die Einstufung richtet sich nach deiner Ausbildung und Berufserfahrung, diese wird dir angerechnet wenn du im gleichen Tätigkeitsfeld arbeitest. Informationen zur richtigen Einstufung nach österreichischem Kollektivvertrag findest du z.B. hier: https://www.wko.at/kollektivvertraege.
Wie sollte ich das Gehaltsthema im Bewerbungsgespräch ansprechen?
Die Frage „wo liegen Sie aktuell gehaltlich“ sollte vom Personaler ausgesprochen werden. Du bist gut beraten, wenn du hier nicht gleich mit der Tür ins Haus fällst und dich vorerst bedeckt hältst. Das eigene Interesse sollte nicht ausschließlich im Gehalt begründet sein. Im Fall, dass dein Gegenüber die Frage nicht stellt, kannst du gerne proaktiv nachfragen.
Das Gehaltsthema sollte in jedem seriösen Vorstellungsgespräch angesprochen werden. Wir raten dir hier zu einer gut argumentierten geldwerten Forderung, die den realistischen Rahmen nicht sprengt und den eigenen Wert klarlegt. Stelle sachlich klar, dass du dich nicht unter Wert verkaufst.
Tipp: Viele Unternehmen bieten aktuell einige Benefits und Goodies – Fitness-Mitgliedschaft, Unternehmenskindergarten, Kantine, private Firmenfahrzeugnutzung, Jahreskarte, etc. Oft lässt sich das Grundgehalt durch diese Vorzüge konkret aufbessern und ein fairer Ausgleich schaffen.
Soll ich mein aktuelles Gehalt ehrlich kommunizieren?
Der Grundsatz: „ehrlich währt am längsten“, lässt sich natürlich auch auf das Gehaltsgespräch-Setting übertragen. Bitte keine Lügen. Du darfst dich aber ruhig etwas bedeckt halten und relational antworten resp. vage ausdrücken: „Mein Gehalt liegt im oberen branchenüblichen Drittel“, oder „Ich verfüge über ein Fixum und einen variablen Anteil, der ist aktuell noch nicht endabgerechnet, das müsste ich erst hochrechnen.“
Überzeuge im Gespräch damit, dass du deinen Wert kennst. Auf die Frage, wohin die Reise gehaltlich hingehen solle, kannst du beispielsweise kontern: „Was ist Ihrem Unternehmen meine Expertise wert?“ Hier gilt es den schmalen Grat zwischen selbstbewusstem Auftreten und Überheblichkeit geschickt zu jonglieren. Falls du best practices bei der Hand hast, kannst du diese gerne ins Feld führen wie etwa, was du bei deinem bisherigen Arbeitgeber erwirtschaftest hast oder inwieweit du Zielvorgaben erfüllt oder übererfüllt hast.
Manchmal kann es auch eine gute Strategie sein, dass man das gebotene Einstiegsgehalt unter der verschriftlichten Prämisse annimmt, dass man sich nach einer festgelegten Zeit wieder zusammensetzt, um die Performance zu besprechen. Dann kann der neue Arbeitgeber die Fähigkeiten und Leistungen besser beurteilen und man hat sich eine bessere Verhandlungsgrundlage geschaffen. In diesem Fall ist man gleich fließend in einer laufenden Gehaltsverhandlung (ähnlich wie nach einem Mitarbeitergespräch) terminiert und das Unternehmen sieht den Biss, den man einbringt.
Gehaltsverhandlungen bei bestehenden Dienstverhältnissen
Als Vorbereitung für eine Gehaltsverhandlung in einem bestehenden Dienstverhältnis ist es immer ratsam, Taten für sich sprechen zu lassen. Gehe also bewusst in Vorleistung, halte das Ergebnis fest und präsentiere es entsprechend im Rahmen eines Mitarbeitergespräches. Beispiele hierfür könnten zum Beispiel sein, dass du erfolgreich mehr Verantwortung übernommen hast, ein Projekt eigeninitiativ vorangetrieben, Prozessoptimierungen erkannt und umgesetzt hast und ähnliches. Dies zeigt deinem Gegenüber, dass du am gemeinsamen Erfolg Spaß und Interesse hast – das ist für eine Gehaltserhöhung schon die halbe Miete.
Geld ist nicht alles
Aus den Management-Wissenschaften wissen wir, dass Geld als Motivator eine Dauer von durchschnittlich drei Monaten hat. So bräuchte es alle drei Monate eine Gehaltsanhebung, um als Motivationsfaktor dienlich zu sein. Wichtig dabei ist allerdings, dass man sich nicht unter Wert bezahlt fühlen darf. Dies führt unweigerlich zu Demotivation.
Fazit: Überlege dir sorgfältig, was dir an einem Job wirklich wichtig ist – das kann vom Team, der Unternehmenskultur über die Vielfalt der Tätigkeiten uvm. reichen. Wäge bewusst ab, welche Faktoren für dich selbst sehr wichtig bis sehr unwichtig sind. So wirst du die richtige Entscheidung treffen und gut gewappnet für alle Gehaltsfragen ins Gespräch gehen.