Pawternity Leave: warum tierfreundliche Benefits mehr als ein Trend sind

„Wie flexibel ist die Stelle, wenn mein Hund mal krank ist?“ – diese Frage, die vor wenigen Jahren noch als skurril galt, gehört heute zu den häufig gestellten Anliegen von Bewerber:innen. Und das aus gutem Grund: Die Beziehung zu Tieren hat sich verändert – sie sind emotionale Anker, Familienmitglieder, Alltagsbegleiter:innen und manchmal sogar die einzige verlässliche Konstante im Leben.

In dieser Realität gewinnt ein Benefit an Bedeutung, der auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen mag, auf den zweiten jedoch für eine neue Generation von Arbeitnehmenden spricht: Pawternity Leave – also die Möglichkeit, sich bezahlte oder unbezahlte Auszeiten zu nehmen, um sich um das eigene Haustier zu kümmern.

In einer Arbeitswelt, in der psychische Gesundheit, Care-Arbeit und Diversität im Fokus stehen, wird Pawternity Leave zum Symbol einer empathischen, inklusiven und zukunftsfähigen HR-Kultur.

Was ist Pawternity Leave?

Pawternity Leave, zusammengesetzt aus „Paw“ (Pfote) und „Parental/Maternity Leave“ (Elternkarenz), bezeichnet die Freistellung von Mitarbeitenden, um sich in besonderen Situationen um ihr Haustier zu kümmern.

Typische Anlässe für Pawternity Leave:

🐾 Die Adoption eines Haustiers (z. B. Welpe, Katze, Tierheimtier)

🐾 Die medizinische Versorgung eines Tieres (z. B. OP, Therapie, chronische Krankheit)

🐾 Die Sterbebegleitung oder Trauerzeit nach dem Tod eines langjährigen tierischen Begleiters

🐾 Die Eingewöhnung eines Tieres nach einem Umzug oder bei psychischen Belastungen

Dabei kann die Freistellung – je nach Unternehmen – 1 bis 5 Tage betragen oder individuell mit Remote Work kombiniert werden. Es handelt sich um eine freiwillige Zusatzleistung, die nicht gesetzlich geregelt ist – und gerade deshalb zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal werden kann.

Internationaler Vergleich: Zwischen Werbetrick,und Gamechanger

In Europa: Ein zögerlicher Beginn

Laut LeaveDates (2024) bieten bisher nur wenige europäische Unternehmen offizielle Regelungen zu Pawternity Leave an. Oft hängt es von Kulanzregelungen einzelner Führungskräfte oder der individuellen Offenheit im Team ab.

In den USA & UK: Ein strategisches Werkzeug

In Großbritannien und den USA ist Pawternity Leave Teil aktiver Employer-Branding-Strategien:

  • BrewDog (UK): bietet eine Woche bezahlten Pawternity Leave bei Adoption eines Hundes.
  • Trupanion (USA): erlaubt bezahlte Trauertage, wenn ein Haustier verstirbt.
  • Mars Petcare: ermöglicht flexible Arbeitszeiten und Remote Work bei tierbezogenen Ereignissen.
  • HR for Health: integriert Pet Sick Leave in die reguläre Krankentagsregelung.

„Pawternity Leave ist kein Marketinggag – sondern ein Ausdruck echter Fürsorgepolitik.“

Warum Pawternity Leave ein strategisches HR-Tool ist

Psychische Gesundheit & emotionales Wohlbefinden

Laut SHRM und HR Dive haben Haustiere nachweislich positive Auswirkungen auf die mentale Gesundheit von Mitarbeitenden. Wenn diese Tiere krank werden oder sterben, entsteht emotionaler Stress, der mit menschlicher Trauer vergleichbar ist.

Ein kurzer bezahlter Urlaubstag bei Verlust oder Krankheit des Tieres kann:

  • Burnout vorbeugen
  • Präsentismus (Anwesenheit trotz psychischer Überforderung) verhindern
  • emotionale Resilienz stärken
  • das Gefühl von Sicherheit und Wertschätzung fördern

Retention & Loyalität steigern

Der HR Executive Report zeigt: 63 % der Gen Z und 48 % der Millennials achten bei der Wahl ihrer Arbeitgeber:innen bewusst auf tierfreundliche Policies.

Unternehmen, die Pawternity Leave anbieten, profitieren von:

  • höherer Mitarbeitendenbindung
  • einem besseren Ruf als empathische Arbeitgeber:innen
  • geringerer Fluktuation durch emotionale Loyalität

„Pawternity Leave ist kein Marketinggag – sondern ein Ausdruck echter Fürsorgepolitik.“

Inklusives Verständnis von Familie

Nicht alle Mitarbeitenden leben in klassischen Familienmodellen. Pawternity Leave berücksichtigt diverse Lebensrealitäten – z. B.:

  • alleinlebende Tierhalter:innen
  • Kinderlose Paar – bzw. und oder. LGBTQIA+-Personen ohne Kinder
  • ältere Mitarbeitende, für die Tiere emotionale Anker sind

Ein solcher Benefit signalisiert: Alle Bindungen zählen.
Das stärkt Gleichbehandlung, Diversität und Inklusion in Organisationen.

Employer Branding & Kulturentwicklung

Pawternity Leave lässt sich hervorragend in eine authentische Employer-Branding-Strategie integrieren:

  • Karriereseite mit gelebten Geschichten (z. B. „Mein Hund & ich bei der Arbeit“)
  • Social Media Kampagnen mit Mitarbeitenden und Bürohunden
  • LinkedIn-Reels, die emotionale Bindung und Kultur zeigen
  • Erwähnung in Jobinseraten als modernes Benefit-Angebot

Unternehmen wie BrewDog, Trupanion & Co. nutzen Pawternity Leave bereits erfolgreich als Differenzierungsmerkmal auf dem umkämpften Talentemarkt.

Häufige Einwände – und wie man ihnen begegnet

„Tiere sind keine Kinder.“Richtig – aber auch Tiere binden Ressourcen, Zeit und Emotionen. Pawternity Leave ist kein Ersatz, sondern ein ergänzendes Angebot.
„Das ist nicht fair gegenüber Eltern.“Eltern haben gesetzlich garantierte Rechte. Pawternity Leave ist ein freiwilliger Zusatzbenefit und fördert Gleichwertigkeit unterschiedlicher Lebensformen.
„Es wird ausgenutzt.“Wie bei Homeoffice, Sabbaticals oder Gleitzeit braucht es transparente Richtlinien und Vertrauen – keine Mikrosteuerung.
„Das ist zu teuer.“Die Kosten für 1–2 bezahlte Freistellungstage sind geringer als die Folgen von Demotivation, Kündigungen oder Produktivitätsverlust.

Umsetzung: Wie Unternehmen Pawternity Leave einführen können

Richtlinie formulieren

  • 1–3 Tage bezahlte Freistellung je nach Anlass
  • 1 Tag Trauerzeit bei Tod eines Haustiers
  • Gültig für Haustiere im eigenen Haushalt
  • Nachweispflicht nur auf freiwilliger Basis z.B. Tierarztbesuch
  • Flexible Remote-Lösungen ergänzend anbieten

Sensibilisierung von Führungskräften

  • Trainings zur empathischen Führung
  • Einführung ins Thema „Emotionale Bindungen im Arbeitskontext“
  • Integration in Mitarbeiter:innengespräche und Feedbackrunden

Kommunikation & Employer Branding

  • Veröffentlichung auf Website & Intranet
  • LinkedIn-Postings mit echten Mitarbeitenden-Stories
  • Testimonials, Karussell-Posts & interaktive Reels
  • Beteiligung an HR-Awards oder Best-Practice-Konferenzen

Wirkung messen

  • Feedbacks über Stay-Interviews & Pulsbefragungen
  • Nutzungshäufigkeit analysieren
  • Auswirkungen auf Retention und Zufriedenheit dokumentieren

Ausblick: Pawternity Leave als Türöffner für empathische HR-Arbeit

Pawternity Leave ist nicht das Ende, sondern der Anfang einer neuen Fürsorgekultur im Arbeitskontext. Es stellt eine Frage in den Raum, die in jeder Organisation relevant ist: Sind wir bereit, Menschen mit all ihren Bindungen zu sehen – und zu unterstützen?

Wer diese Frage mit „Ja“ beantworten kann, sendet nicht nur ein Zeichen nach außen, sondern schafft eine Kultur, in der Vertrauen, Wertschätzung und psychisches Wohlbefinden keine Extras mehr sind – sondern integraler Bestandteil von Arbeitsqualität.

Wer Pfoten versteht, versteht auch Menschen

Pawternity Leave ist kein Feel-Good-Aspect  sondern ein echter Gamechanger für zukunftsfähige Arbeitgeber:innenmarken. Es steht für Empathie, Flexibilität, Diversität – und das Verständnis, dass moderne Arbeit nicht im luftleeren Raum stattfindet, sondern inmitten realer Lebensrealitäten.

Für HR_4.0 Beratung ZELLNER gilt: Gelebte Fürsorge ist kein Luxus. Sie ist Strategie, dass zeigt sich auch an unseren 3 Office Dogs. 😊

Quellen