In Zeiten von Fachkräftemangel und hohem Wettbewerbsdruck auf dem Arbeitsmarkt stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter:innen langfristig zu binden. Doch nicht immer ist die Loyalität, die Beschäftigte zeigen, ein Ausdruck von Zufriedenheit oder echtem Engagement. Häufig bleiben Mitarbeiter:innen aus einer sogenannten „Unconscious Loyalty“ im Unternehmen – einer unbewussten Loyalität, die sie trotz Unzufriedenheit hält. Doch was steckt hinter diesem Phänomen? Und welche Folgen hat es für Unternehmen?
Was ist Unconscious Loyalty?
Unconscious Loyalty beschreibt eine innere Bindung an die Arbeitgeber, die nicht auf bewusster Zufriedenheit basiert. Mitarbeiter:innen bleiben aus Gewohnheit, Angst vor Veränderung, sozialen Bindungen oder fehlenden Alternativen im Unternehmen – ohne aktiv zu reflektieren, ob sie wirklich glücklich sind. Diese Form der Loyalität ist oft tief verwurzelt, aber nicht unbedingt produktiv oder nachhaltig.

Warum bleiben unzufriedene Mitarbeiter:innen?
- Angst vor Veränderung: Der Wechsel zu einer:m neuen Arbeitgeber:in bringt Unsicherheit mit sich. Viele Mitarbeiter:innen fürchten, dass ein Jobwechsel nicht automatisch zu besseren Bedingungen führt, und bleiben deshalb lieber im Bekannten (StepStone, 2023).
- Soziale Bindungen: Gute Kolleg:innen und ein vertrautes Team schaffen emotionale Anker, die schwer zu lösen sind. Diese Bindungen können stärker sein als die Unzufriedenheit mit der Arbeit selbst (Randstad, 2023).
- Gewohnheit und Komfortzone: Routinen geben Sicherheit. Selbst wenn der Job nicht ideal ist, fällt es vielen schwer, die Komfortzone zu verlassen (Mercer, 2022).
- Mangelnde Alternativen: In manchen Branchen oder Regionen gibt es wenige attraktive Jobangebote. Die Unconscious Loyalty entsteht hier aus einem Mangel an Optionen (Gallup, 2023).
Wie verbreitet ist Unconscious Loyalty?
Aktuelle Studien zeigen, dass Unconscious Loyalty kein Einzelfall ist, sondern ein weit verbreitetes Phänomen:
- Laut dem StepStone Arbeitsmarktreport 2023 sind rund 40 % der Beschäftigten im DACH-Raum unzufrieden, suchen aber nicht aktiv nach einem neuen Job (StepStone, 2023).
- Die Randstad Employer Brand Research 2023 zeigt, dass etwa 33 % der österreichischen Mitarbeiter:innen trotz Unzufriedenheit bleiben, meist aus finanzieller Sicherheit und Angst vor dem Aufwand eines Jobwechsels (Randstad, 2023).
- Der Gallup Global Employee Engagement Index 2023 verdeutlicht, dass nur rund 15-20 % der Beschäftigten in Deutschland, Österreich und der Schweiz wirklich engagiert und zufrieden sind (Gallup, 2023).
- Weltweit bleiben etwa 30 % der Mitarbeitenden in Unternehmen, obwohl sie unzufrieden sind (Mercer, 2022).
Diese Zahlen zeigen, dass ein großer Teil der Belegschaft aus unbewusster Loyalität heraus im Unternehmen bleibt – oft ohne echtes Engagement.
Welche Risiken birgt Unconscious Loyalty für Unternehmen?
Mitarbeiter:innen, die aus Unconscious Loyalty bleiben, sind häufig weniger motiviert, zeigen geringere Produktivität und weniger Innovationsbereitschaft. Langfristig kann das die Arbeitsqualität und das Betriebsklima negativ beeinflussen. Zudem steigt das Risiko, dass diese Mitarbeiter:innen bei der nächsten Gelegenheit abspringen – oft ohne vorherige Kommunikation.
Was können Unternehmen tun?
Bewusstsein schaffen: Führungskräfte sollten verstehen, dass Loyalität nicht immer Zufriedenheit bedeutet. Regelmäßige, offene Feedbackgespräche helfen, die tatsächliche Stimmung zu erkennen.
Arbeitsbedingungen verbessern: Flexible Arbeitsmodelle, Weiterbildung und eine wertschätzende Unternehmenskultur fördern echtes Engagement.
Mitarbeiter:innen aktiv einbinden: Transparente Kommunikation und Beteiligung an Entscheidungen stärken das Vertrauen.
Karriereperspektiven aufzeigen: Entwicklungsmöglichkeiten signalisieren langfristiges Interesse an den Mitarbeiter:innen.

Fazit
Unconscious Loyalty ist ein unterschätztes Phänomen, das viele Unternehmen vor Herausforderungen stellt: Mitarbeiter:innen bleiben nicht immer aus Überzeugung, sondern oft aus Angst, Gewohnheit oder fehlenden Alternativen. Für Personalberater:innen und HR-Verantwortliche ist es daher essenziell, diese unterschwelligen Bindungen zu erkennen und aktiv an echter Zufriedenheit und Engagement zu arbeiten.
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Quellen
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StepStone, 2023. Arbeitsmarktreport DACH 2023. [online] Verfügbar unter: https://www.stepstone.de/ueber-stepstone/arbeitsmarktreport/





