Workation – Persönliche Erfahrungen

Laptop aufklappen, Meeresrauschen im Hintergrund und dabei ganz normal arbeiten – geht das wirklich? Anna-Sophie und Niklas wollten’s wissen. Beide haben sich für ein halbes Jahr Workation entschieden und den gewohnten Büroalltag gegen neue Orte, fremde Kulturen und jede Menge Selbstorganisation getauscht. Während Anna-Sophie in Europa geblieben ist, hat es Niklas bis auf einen anderen Kontinent gezogen.

Bei uns ist Flexibilität nämlich nicht nur ein nettes Buzzword, sondern gelebte Realität. Wer möchte, kann sich den Arbeitsplatz dorthin holen, wo Inspiration wartet – ob in Lissabon oder in einem Co-Working-Space in Calgary. Wie’s wirklich war, was sie überrascht hat, was vielleicht nicht so reibungslos gelaufen ist – und ob sie’s wieder tun würden: Das alles erzählen sie in diesem Beitrag. Persönlich, ehrlich und mit vielen Eindrücken im Gepäck.

Destinationswahl

Anna-Sophie: Lissabon im Frühling. Die ersten Sonnenstrahlen fallen durchs Fenster, draußen ruft das bunte Leben – und ich sitze mit meinem Laptop am Schreibtisch in meiner Wohnung mitten in der Stadt. Kein Urlaub, sondern ganz normaler Arbeitsalltag. Nur eben nicht in Wien, sondern in meiner zweiten Wahlheimat.

Ich bin schon immer gerne gereist und habe durch Praktika und Auslandssemester viel Zeit im Ausland verbracht. Aber irgendwie hat’s mich immer wieder rausgezogen. Also habe ich die Gelegenheit erneut beim Schopf gefasst und bin für ein halbes Jahr zurück nach Lissabon.

Niklas: Wenn ich morgens aufwache und aus dem Fenster sehe, liegt eine dicke Schneedecke über allem. Die Welt draußen ist in Weiß getaucht – ruhig, still und wunderschön. Doch so idyllisch das aussieht, die Temperaturen sind alles andere als angenehm: Gegen Ende des Jahres kann das Thermometer hier in Kanada schon mal auf bis zu -25 Grad Celsius fallen. Warum es mich auf die andere Seite der Welt verschlagen hat? Ganz einfach: Ich habe mich entschieden, ein Auslandssemester zu machen – und wenn schon, dann richtig. Kanada war für mich die erste Wahl. Ein Land, über das ich bisher nur Gutes gehört hatte – freundlich, vielfältig, atemberaubende Natur – und mit einem weiteren Pluspunkt: der Mount Royal University.

Schon als Kind war ich fasziniert von den großen nordamerikanischen Universitäten, wie man sie aus Filmen kennt – mit riesigen Campusgeländen, Footballspielen, Eis-Hockey, und einer ganz besonderen Campus-Kultur. Genau das habe ich in Kanada gefunden. Die Mount Royal University in Calgary bietet nicht nur hervorragende Studienbedingungen, sondern auch ein Lebensgefühl, das sich grundlegend vom Studieren in Europa unterscheidet.

Arbeiten von unterwegs

Anna-Sophie: Damit neben der Arbeit auch genug Zeit blieb, Stadt und Land wirklich zu erleben, habe ich meine wöchentliche Arbeitszeit auf 34 Stunden reduziert – aufgeteilt auf vier Tage. Die eine Stunde Zeitverschiebung zu Österreich und der neue Rhythmus waren anfangs zwar eine kleine Herausforderung, aber nach zwei, drei Wochen war alles gut eingespielt.

Die Zusammenarbeit mit meinen Kolleg:innen hat auch aus der Ferne reibungslos funktioniert – alle Meetings mit Bewerber:innen und Kund:innen liefen einwandfrei. Im Gegenteil: Oft haben sich die Gespräche sogar ganz natürlich aufgelockert, weil viele selbst schon einmal in Portugal auf Urlaub waren. So gab’s immer wieder nette Anekdoten und Gemeinsamkeiten – auch das hat meine Workation besonders gemacht.

Niklas: Um meine Zeit hier möglichst sinnvoll zu gestalten und gleichzeitig beruflich am Ball zu bleiben, habe ich mich entschieden, weiterhin an zwei Tagen in der Woche zu arbeiten – montags und mittwochs. Die Zeitverschiebung von acht Stunden war dabei eine echte Herausforderung. Der direkte Austausch mit meinen Kolleg:innen war dadurch manchmal eingeschränkt und nicht immer ganz einfach. Trotzdem hat alles gut funktioniert – dank zuverlässiger Unterstützung aus dem Team und regelmäßiger Meetings über Microsoft Teams oder am Telefon. Mit ein wenig Organisation und Flexibilität ließ sich alles unter einen Hut bringen – auch 8.008 Kilometer entfernt von zu Hause. Vier Monate habe ich dort verbracht – denn so lange dauern die Semester in Kanada. Meine Zeit im Herzen des Landes habe ich mit einem Uni-Kollegen aus Österreich und zwei Kanadiern in einer WG geteilt. Ein spannender kultureller Austausch inklusive!

Auch beruflich lief alles weiter wie gewohnt. Ich habe im Homeoffice gearbeitet, genau wie in Österreich. Der Tagesablauf war vertraut: Aufstehen, frühstücken, Mails checken, Termine wahrnehmen – und natürlich der regelmäßige Austausch mit meinen Kolleg:innen. Der größte Unterschied? Die acht Stunden Zeitverschiebung. Während mein Tag gerade begann, waren die meisten anderen schon auf dem Heimweg. Eine Umstellung, klar – aber mit etwas Organisation gut machbar.

Freizeit und Umgebung

Anna-Sophie: Ich hatte eine ziemlich lange Bucket List – mit Stränden, Lokalen und Orten, die ich unbedingt sehen wollte. Und weil ich möglichst viel davon erleben wollte, hat das ganz nebenbei auch meine Produktivität während der Arbeitszeit ordentlich gepusht. Nicht zuletzt, weil mir durch die reduzierte Wochenarbeitszeit zwar 4,5 Stunden weniger zur Verfügung standen, der Workload aber gleich geblieben ist.

Nach Feierabend haben wir fast täglich die Stadt erkundet – meistens zu Fuß, oft begleitet von einem wunderschönen Sonnenuntergang. Neue Viertel entdecken, gutes Essen probieren, den Tag entspannt ausklingen lassen – Lissabon hat es uns da leicht gemacht. Am Wochenende standen dann immer wieder Ausflüge auf dem Programm: an verschiedene Strände oder in Städte wie Porto, Ericeira, Aveiro oder runter an die Algarve. Ich habe in diesen sechs Monaten wirklich versucht, so viel wie möglich mitzunehmen – und vor allem das portugiesische Lebensgefühl in mich aufzusaugen: diese Gelassenheit, das fantastische Essen, die wunderschönen Plätze, die Herzlichkeit der Menschen … und natürlich jede Menge Pasteis de Nata.

Niklas: Eines der schönsten Dinge an meinem Auslandssemester war, wie viele Menschen aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt ich kennenlernen durfte. Es war faszinierend zu erleben, wie verschieden manche von uns waren – in Mentalität, Kultur oder Alltag – und doch hatten wir alle eines gemeinsam: Wir hatten uns für ein Abenteuer entschieden. Für ein Auslandssemester.

Diese gemeinsame Basis schweißte uns schnell zusammen. So planten wir zahlreiche Ausflüge, Trips und Events – manchmal ganz spontan, manchmal Wochen im Voraus. Ein absolutes Highlight war unsere Reise in die USA: Mit einer Gruppe von 14 Leuten erkundeten wir die beeindruckende Natur des Yellowstone-Nationalparks. Atemberaubende Landschaften, wilde Tiere und unvergessliche Lagerfeuerabende inklusive. Mit einem Kommilitonen aus Deutschland reiste ich nach Vancouver – eine Stadt, die mit ihrer Mischung aus Natur, Urbanität und entspannter Atmosphäre sofort begeistert. Auch mit meinen Mitbewohner:innen aus der WG ging es auf Tour: Gemeinsam besuchten wir Montreal und Toronto, bestaunten die gewaltigen Niagarafälle und entdeckten viele weitere Sehenswürdigkeiten, die Kanada zu bieten hat.

Ein weiteres persönliches Highlight war der kulturelle Aspekt meines Aufenthalts: Als Kunstliebhaber konnte ich zahlreiche Museen besuchen und mich durch die vielfältigen Ausstellungen inspirieren lassen. Doch wenn ich ein Erlebnis besonders hervorheben müsste, dann wäre es definitiv unser Aufenthalt in Toronto: Wir übernachteten im 63. Stock eines Hochhauses – mit riesiger Glasfront und einem atemberaubenden Blick über die Stadt. Ein Moment, den ich garantiert nie vergessen werde.

Balance & Mindset

Anna-Sophie: Sobald man von zu Hause arbeitet, beginnen die Grenzen zwischen Job und Freizeit zu verschwimmen – das habe ich sowohl in Wien als auch in Lissabon deutlich gespürt. Ich muss ehrlich sagen: Mir fällt es nicht immer leicht, da eine klare Trennung zu ziehen.

In Lissabon habe ich mir deshalb bewusst kleine Rituale geschaffen. Mein wichtigster Trick: Nach Feierabend habe ich mein Handy in den Flugmodus geschaltet, mich umgezogen und bin sofort raus – eine Runde spazieren, einfach raus aus den eigenen vier Wänden. Das hat mir geholfen, den Arbeitstag mental abzuschließen, fast so, als würde ich in Wien das Büro verlassen. Durch dieses tägliche Erkunden der Stadt hatte ich nicht das Gefühl, einfach nur an einem anderen Ort zu arbeiten – ich hatte wirklich das Gefühl, weg zu sein. Und genau das würde ich auch jeder und jedem empfehlen, der eine Workation plant: Rausgehen, bewusst die neue Umgebung aufsaugen, das Leben vor Ort zulassen. Denn nur so wird aus einem Arbeitsplatz mit schöner Aussicht auch wirklich ein echtes Erlebnis.

Niklas: Wenn man im Studentenwohnheim wohnt und dort lernt, arbeitet und seine Freizeit verbringt, verschwimmen schnell die Grenzen. Genau das habe ich während meines Auslandssemesters erlebt. Der Alltag spielte sich fast nur in einem Raum ab, was Konzentration forderte, aber auch Struktur verlangte. Durch die große Zeitverschiebung begannen meine Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten, wenn ich gerade schlafen ging. Manchmal habe ich abends noch kurz E-Mails beantwortet, um den Kontakt zu halten. Das war für mich aber kein Stress, sondern eine gute Möglichkeit, verbunden zu bleiben. Gleichzeitig half mir die Zeitverschiebung dabei, Arbeit und Freizeit besser zu trennen. Weil mein Arbeitstag oft dann begann, wenn andere schon Feierabend hatten, konnte ich mir alles gut einteilen. Diese Flexibilität war ein echter Vorteil. Was das Ganze besonders machte, war das Gefühl, wirklich weit weg zu sein. Alles war anders. Hätte ich mein Auslandssemester in Europa gemacht, wäre dieses Gefühl wahrscheinlich nicht so stark gewesen.

Im Rückblick war es genau das, was ich mir gewünscht hatte: rauskommen, neue Eindrücke sammeln. Ich konnte mein Studium gut mit der Arbeit verbinden. Jetzt bin ich wieder zu Hause und freue mich jedes Mal, ins Büro zu gehen. Dort ist die Atmosphäre einfach besonders und gibt mir ein gutes Gefühl.

Workation ≠ Urlaub

Anna-Sophie: Sobald man „Workation“ hört, denken viele sofort an Urlaub – das habe ich auch in meinem Umfeld oft erlebt, wenn ich von meinen Plänen in Lissabon erzählt habe. Dann fallen Kommentare wie: „Super, dass dein Arbeitgeber dir sechs Monate bezahlten Urlaub schenkt“ oder „Jetzt kannst du ja am Strand liegen und einfach nur ein bisschen aufs Mauspad tippen.“ Aber ganz ehrlich: Workation ist genau das nicht.

Workation heißt arbeiten – und zwar ganz normal, nur an einem anderen Ort. Die Aufgaben, Deadlines und der tägliche Job warten genauso auf dich wie im Büro. Der Unterschied ist, dass du deinen Arbeitsplatz verlegst, nicht deinen Arbeitsstress. Die Arbeit wird dadurch nicht weniger, der Laptop nicht leichter, und die To-Do-Liste nicht kürzer. Wenn jemand also glaubt, bei einer Workation einfach zu relaxen und „Urlaub zu machen“, wird schnell merken: Fehlalarm.

Was Workation wirklich bedeutet, sind neue Herausforderungen, viel Selbstorganisation und trotzdem die Chance, eine neue Umgebung intensiv zu erleben. Für mich waren es drei Dinge, die meine Zeit geprägt haben: Vielfältigkeit, neue Chancen und wunderbare Freundschaften. Workation ist spannend, fordert dich und eröffnet dir Möglichkeiten, die kein normaler Urlaub bieten kann. Du kannst eine Stadt oder ein Land stressfrei entdecken und gleichzeitig deine Arbeit erledigen – und nebenbei neue Menschen kennenlernen. Mein Freundeskreis zum Beispiel ist durch den Wings for Life Run entstanden – und natürlich durch die gemeinsame Leidenschaft fürs Essen.

Niklas: Ich habe schon immer viel Wert auf ein gutes Zeitmanagement gelegt – und das hat sich in den letzten Jahren definitiv ausgezahlt. Während meiner Tätigkeit bei HR_4.0 habe ich nicht nur dort gearbeitet, sondern parallel auch noch einige Stunden im Familienunternehmen mitgearbeitet. Dort erledige ich regelmäßige Abrechnungsarbeiten, Versenden von Rechnungen für Kunden, Abschlüsse von Versicherungen und mehr. Das Besondere daran: Ich habe all das aus dem Ausland gemacht – genauer gesagt aus Kanada. Und das komplett remote und es hat genauso funktioniert wie zu Hause in Wien oder Niederösterreich.

Der Schlüssel dazu? Struktur und Planung. Ich habe mir fixe Arbeitstage im Kalender eingetragen und mir bewusst Zeitfenster für Uni, Arbeit, Sport und Freizeit freigehalten. Dadurch konnte ich alles klar trennen und hatte nie das Gefühl, dass etwas zu kurz kommt. Natürlich erfordert das ein gewisses Maß an Disziplin, aber es hat sich absolut gelohnt. Tatsächlich hat sich durch das Arbeiten aus der Ferne für mich nicht viel verändert – abgesehen vom fehlenden persönlichen Kontakt mit Kolleg:innen vor Ort. In vielerlei Hinsicht war es wie vorher – nur eben anders. Und das war auch gut so. Denn es hat mir gezeigt, dass man viele Aufgaben genauso gut von einem anderen Ort der Welt erledigen kann. Zeitverschiebung hin oder her – mit kluger Planung funktioniert das meiste trotzdem reibungslos.

Natürlich gibt es Aufgaben, die eine bestimmte Uhrzeit oder Präsenz erfordern – aber der Großteil lässt sich auch remote und flexibel organisieren. Für mich war das eine wertvolle Erfahrung und ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig Eigenverantwortung und Organisation sind, gerade in einer zunehmend digitalen Arbeitswelt.

Zwischen Arbeit und echten Momenten

Anna-Sophie: Auch auf Workation holt einen der Alltag öfter ein, als man denkt – zum Beispiel, wenn ich abends noch für meine Projektmanagement-Zertifizierung gelernt habe. Gleichzeitig gab es aber auch viele Momente, in denen ich mich ganz weit weg vom gewohnten Alltag gefühlt habe. An Freitagen, wenn wir früh ins Auto gestiegen sind, um neue Strände zu entdecken. Oder bei meinen Laufrunden am Tejo, die ich mehrmals pro Woche gedreht habe. Besonders beeindruckend waren die knapp drei Wochen, in denen die Portugies:innen das Fest des heiligen Santo António gefeiert haben – und wir mitten im Trubel mit dabei waren!

Solche Erlebnisse machen eine Workation erst richtig besonders und unvergesslich. Mein Zeitgefühl hat sich in diesen sechs Monaten enorm verändert. Ich habe gelernt, Momente bewusster wahrzunehmen, sie ganz in mich aufzunehmen und bewusst so wenig Zeit wie möglich abseits der Arbeit mit Handy, Laptop oder Social Media zu verbringen. Natürlich gab es immer mal wieder den oder anderen Post oder eine Story, aber ich habe mir ganz bewusst vor Augen geführt: Das echte Leben passiert direkt vor mir – nicht auf Social Media. Und diese wertvolle Zeit bekomme ich nie wieder zurück.

Niklas: Wenn ich meine Zeit in Kanada mit nur drei Worten beschreiben müsste, dann wären es: spannend, teils stressig und anders als gedacht. Und mal ehrlich – ist es nicht meistens so, dass alles irgendwie anders kommt, als man es sich im Vorhinein ausmalt? Ob das jetzt positiv oder negativ ist? Für mich ganz klar: Erfahrungen sind immer etwas Positives. Auch dann, wenn mal nicht alles nach Plan läuft. In Kanada habe ich jedenfalls nicht nur einfach „Urlaub gemacht“. Ich habe dort wirklich gelebt. Mit allem, was dazugehört: Arbeiten, Uni, einkaufen, Sport, Freund – eben ein ganz normaler Alltag, nur mit ein paar mehr Trips als in Österreich.

Rückblickend würde ich sagen, das war es auch, was meine Zeit dort so besonders gemacht hat: dieser echte Alltag in einem ganz neuen Umfeld. Kein ständiges Sightseeing, kein Touristenmodus – sondern echtes Leben. Was ich in den letzten beiden Monaten aber definitiv nicht mehr missen wollte? Meine Haube (Mütze) – und generell warme Kleidung. Der kanadische Winter ist kein Scherz. Und wenn ich an die Arbeit zurückdenke, dann vermisse ich vor allem die kurzen, lockeren Calls, in denen man sich schnell mal austauschen konnte. Die habe ich immer als angenehm und unkompliziert empfunden.

Wem würden wir eine Workation empfehlen?

Anna-Sophie: Eine Workation ist perfekt für alle, die Lust haben, neue Orte in ihrem eigenen Tempo zu entdecken und kein Problem damit haben, außerhalb der typischen Arbeitsumgebung zu arbeiten. Ich persönlich würde jede weitere Workation sofort wieder machen! Es gibt so viele wunderbare Orte auf dieser Welt – und sind wir uns mal ehrlich: Wir alle haben viel zu wenig Zeit, um sie zu erkunden. Eine Workation bietet die Chance, längere Zeit an einem schönen Fleckerl Erde zu verbringen und dabei Arbeit und Freizeit zu verbinden. Wer weiß, vielleicht sprechen wir beim nächsten Online-Interview ja darüber wie schön es in Porto, Valencia oder Lombok ist!

Niklas: Grundsätzlich kann ich jedem nur empfehlen, so eine Erfahrung einmal selbst zu machen. Klar, wer nur ein Auslandssemester ohne Job macht, hat vermutlich weniger Stress und kann das Leben vielleicht noch ein Stück intensiver genießen. Aber die Kombination aus Arbeit und Ausland bringt eine ganz besondere Tiefe mit sich – man lernt viel, wächst über sich hinaus und nimmt bleibende Eindrücke mit.

Dinge, die wir ändern würden

Anna-Sophie: Rückblickend denke ich, dass ich meine Arbeits-To-Dos in meiner 4-Tage-Woche wirklich gut erledigen konnte. Wenn ich erneut eine Workation machen würde, würde ich eventuell „nur“ 32 statt 34 Stunden arbeiten. Viele werden sich jetzt wahrscheinlich denken, dass es hierbei ja nur um zwei Stunden geht, dennoch hat man aufs Monat gesehen 8,5h mehr Zeit, um sich etwas anzusehen, Sport zu machen etc. Dies ist aber wirklich der einzige kleine Punkt, ansonsten war ich mit meiner Arbeits- und Freizeiteinteilung und der gegebenen Flexibilität sehr happy!

Niklas: Was die Arbeitszeit und die Anzahl der Arbeitstage betrifft, würde ich rückblickend kaum etwas ändern. Für mich hat das Verhältnis einfach gut gepasst. Es ließ sich optimal mit dem Studium vereinbaren – nie zu viel, nie zu wenig. Man war gefordert, aber nie überfordert. Sollte ich allerdings nochmal eine Workation machen, würde ich mich für ein anderes Land entscheiden. Nicht, weil es in Kanada nicht schön war – im Gegenteil – aber gerade, weil ich es schon erlebt habe. Die Welt ist groß, und die Abwechslung macht den Reiz aus.

Rückblick & Tipps

Anna-Sophie: Ich kann nur jedem empfehlen, offen für das Abenteuer und die Menschen zu sein! Wenn man nicht für Studium oder Job ins Ausland geht, kann es am Anfang durchaus herausfordernd sein, Anschluss zu finden. Deshalb mein Tipp: Geh offen auf neue Leute zu, melde dich für verschiedene Events an und hab Geduld – gute Dinge brauchen Zeit. Falls es nicht sofort klappt, nicht verzweifeln! Für alle, die eher introvertiert sind, kann so eine Workation eine tolle Gelegenheit sein, etwas mehr aus sich herauszukommen – natürlich nur, wenn man das möchte. Und denk dran: Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass jemand kein Interesse hat, mit dir Zeit zu verbringen. Und das bedeutet nur, dass ihr euch wahrscheinlich sowieso nicht wiederseht – also kein Grund, den Mut zu verlieren!

Ein weiterer wichtiger Tipp: Planung ist die halbe Miete. Eine Workation macht unglaublich viel Spaß und bereichert jede:n, aber ohne ein solides Grundgerüst – wie eine fixe Wohnung, eine stabile Internetverbindung und gute Organisation – wird es schnell kompliziert.

Niklas: Die meiste Zeit war ich eigentlich voll im Alltagsleben – und ehrlich gesagt, habe ich das auch ziemlich genossen. Fast jeden Tag stand Sport auf dem Programm. Ob im Gym oder beim Training mit meinem Volleyballteam, ich konnte mich richtig auspowern und dabei auch wunderbar den Kopf freibekommen. Diese Routine war wie ein Anker im Alltag – ein Ausgleich, der gutgetan hat.

Natürlich waren auch die kleinen Auszeiten Gold wert. Wenn man sich Urlaub genommen hat oder ein paar Tage Zeitausgleich hatte, war das wie ein Mini-Reset. Eine Woche ohne Uni, ohne Arbeit – einfach mal abschalten, Neues entdecken, gutes Essen genießen und das Leben feiern. Wir haben alle möglichen Restaurants ausprobiert, sind durch neue Orte gestreift und haben einfach den Moment gelebt. Die Zeit vor Ort war auf eine seltsame Weise zweigeteilt. Manchmal schien sie sich zu ziehen – vor allem in den letzten Wochen vor den großen Prüfungen. Und doch ging alles irgendwie auch wieder schnell vorbei. Rückblickend war es ein intensives, aber erfüllendes Tempo.

Wichtig ist: gut planen. Und dabei nicht nur die To-Dos, sondern auch das „Was wäre wenn“. Denn wenn man vorbereitet ist, lassen sich auch unerwartete Herausforderungen gut meistern. Offenheit, ein solides Konzept und ein verlässliches Team – das sind meiner Meinung nach die Schlüssel, damit eine Workation wirklich zum Erfolg wird.

Last but not least

Anna-Sophie: Meine Workation in Lissabon lässt sich wohl am besten mit dem portugiesischen Wort „Saudade“ beschreiben. Es kombiniert die Emotionen Sehnsucht, Heimweh, Wehmut, Melancholie und eine Art von tiefer Zuneigung oder Verlust. Saudade ist die Anwesenheit der Abwesenheit. Die Sehnsucht nach meiner Zeit in Lissabon, an die ich mich liebevoll erinnere, jedoch in dieser Form nie wieder zurückkommen wird.

Niklas: Wenn ich die Zeit zusammenfassen müsste, dann wäre „Workation“ wohl keine schnelle Vorspeise – sondern definitiv eine Hauptspeise. Reichhaltig, abwechslungsreich, mit vielen spannenden Beilagen.